DFB-Ethikkommission behandelt Fall Tönnies
Die DFB-Ethikkommission wird sich heute mit dem Fall Clemens Tönnies befassen. Der Aufsichtsratsvorsitzende von Schalke 04 hat bei einer Veranstaltung rassistische Äußerungen gemacht. Vom Schalker Ehrenrat wurde er für drei Monate freigestellt.

Aufsichtsratsvorsitzender Clemens Tönnies hat bald nichts mehr zu lachen.
Klage beim Sportgericht ist wahrscheinlich
Der Vorsitzende der Ethikkommission, Nikolaus Schneider, hat eine Stellungnahme angekündigt. Sie findet heute direkt nach der Sitzung statt. Experten erwarten, dass diese heftig im Ton sein wird. Denn der vierköpfigen Ethikkommission des DFB kommt eine Signalfunktion zu, die dem des Vereins widersprechen sollte, schließlich es geht um viel mehr als nur die rassistischen Aussagen von Tönnies. Die Kommission muss Untersuchungen einleiten und bei Tatverdacht Anklage beim Sportgericht einreichen. Sanktionen kann das Gremium nicht aussprechen.
Unabhängige Ethikkommission
Die Ethikkommission setzt sich aus Niklaus Schneider, dem Rechtsanwalt Bernd Knobloch, der Rechtsanwältin für Strafrecht Anja Martin sowie der Betrugsermittlerin Birgit Galley zusammen. Das Gremium bezeichnet sich selbst als unabhängig. Die Aufgabe der Kommission ist die Überwachung des Ethik-Kodex (Objektivität, Qualität, Ehrlichkeit, Integrität und Fairness) des DFB. Wenn das Ansehen und die Integrität des Verbandes in Gefahr sind, nimmt die Kommission ihre Ermittlungen auf.
Im Fall Tönnies sollte das geschehen, aber Vorstand Schneider betonte, „dass die Zuständigkeit der Ethikkommission erst formal geklärt werden müsse und es auch möglich wäre, dass der Fall zu den Akten gelegt werde.“ DFB-Präsidentschaftskandidatin Ute Groth erhofft sich jedenfalls vor der Sitzung eine härtere Sanktionierung: „Drei Monate freiwilliger Auszeit ist zu wenig, hier muss ein klares Zeichen gesetzt werden. Es geht um Rassismus.“
Nur wenig Unterstützung für Tönnies
Es gibt nur wenig Unterstützung für Tönnies. Zwar haben sich in der Bundesliga einige Vertreter hinter den Aufsichtsratsvorsitzenden gestellt – unter anderem Max Eberl, Armin Veh, Simon Rolfes und Friedhelm Funkel – die ihm eine zweite Chance geben wollen. Doch auch ihnen ist klar, dass Tönnies einen schweren Fehler begannen hat. Die Schalker Fans sehen das ebenso. Ein Großteil von ihnen zeigte Tönnies symbolisch die Rote Karte. Einige Fans sind sogar als Mitglied vom Verein ausgetreten. Der frühere Bundespräsident Joachim Gauck sagte der Presse gegenüber: „Was er sagt, klingt mir zu rassistisch, ich würde das niemals akzeptieren.“ Der öffentliche Druck ist da. Jetzt liegt es an der Ethikkommission, ein Zeichen zu setzen.