Dietmar Hopp wird von Ultras erneut kritisiert
Hoffenheims Chef Dietmar Hopp wird nach seinem Interview im ZDF erneut mit Kritik überhäuft. Sein Friedensangebot kam offenbar nicht gut an.

Dietmar Hopp erneut im Fokus der Kritik.
Rainer Vollmer, ein Sprecher der Interessengemeinschaft der Fanorganisation SID „Unsere Kurve“ sagte: „Ich bin gespannt, ob den Worten auch Taten folgen. Unmittelbar nach den Protesten hatte Herr Hopp ja einige Giftpfeile abgeschossen. Ich fand seinen Auftritt unglücklich. In so einer Situation ein solches Fass wieder aufzumachen, ist unpassend.“ Was war an dem Interview so fragwürdig? Ein Blick zurück auf Samstag. An diesem Tag wurde das Interview beim ZDF ausgestrahlt.
Eher Ansprache als Interview
Wer das Interview gesehen hat, wird vielleicht bemerkt haben, dass Hopp nicht frei sprach, sondern den Text ablas, so wie es Politiker tun. Dabei sollte der Mäzen des TSG Hoffenheim keine Ansprache halten, sondern aus dem Herzen sprechen. Schließlich handelte es sich um ein Interview, dass ihm die Sportsendung: „Aktuelles Sportstudio“ ermöglichte. Der gab 79-Jährige hatte die Chance bekommen, über den bestehenden Konflikt zwischen ihm und den Fans zu sprechen. Doch Hopp nutzte diese Chance, um sich erneut zu distanzieren. Außerdem blieb er einseitig. Selbst das ZDF sorgte nicht dafür, dass der Konflikt kritisch betrachtet wurde. Im Gegenteil. Die Proteste der „Ultras“ wurden als fragwürdig dargestellt.
Moderator Jochen Breyer auch ein Thema
Zwar sprach das ZDF von einer unüblichen Interview-Vorgehensweise, doch Moderator Jochen Breyer machte trotzdem keine gute Figur als Interviewer. Auch ist bekannt, dass dieser Anfang des Jahres auf der Neujahrsveranstaltung des TSG Hoffenheim als Moderator zugegen war und somit eventuell ein Gönner von Hopp ist. Hopps Auftritt wurde nicht lösungsorientiert behandelt. Er diente nur dem Mäzen selbst. Kritische Nachfragen blieben während des Interviews aus. Zudem waren alle Fragen bereits zuvor mit Hopp abgesprochen gewesen, sodass dieser die passenden Antworten ausarbeiten und im Anschluss in der Sendung vortragen konnte. Die Kritik am Moderator wurde vom ZDF abgemildert. Unter anderem hieß es, dass es aus organisatorischen Umständen nicht anders möglich gewesen wäre, ein normales Interview zu führen. Zudem seien schriftliche Befragungen normal. „Unter Abwägung aller Gesichtspunkte haben wir diese Form in diesem Fall akzeptiert“, so das ZDF weiter.
Eine Chance, Konflikte beizulegen?
Als der Moderator fragte, ob Hopp finde, dass die aktuelle Krise eine Chance sei, Konflikte beizulegen, ging der 79-Jährige nicht darauf ein, sondern betonte sein soziales Engagement. Später sagte er: „Es würde mich natürlich freuen, wenn diejenigen, die mich grundlos seit 13 Jahren beschimpfen, irgendwann einmal damit aufhören.“ Zu den Schmähungen, die es am 29. Februar beim Bayern-Heimspiel gegen Hoffenheim gab, sagte Hopp nur: „Leider war die Hetze so perfekt inszeniert, dass Ultras vieler Vereine mitgemacht haben. Ich werde das vergessen, wenn das von nun an Geschichte ist.“
Der Mäzen von Hoffenheim ist damit fein raus. Auch der Moderator ging nicht weiter auf die Vorfälle ein. Dabei hätte zumindest erwähnt werden müssen, dass die Fanproteste mit den Kritiken an der stetig zunehmenden Kommerzialisierung der Bundesligen sowie den Kollektivstrafen, die vom DFB verhängt wurden, in Zusammenhang stehen. Aber so blieb Hopps Aussage mehr oder weniger unkommentiert.
Jetzt wird die Kritik wieder lauter
Das jetzt erneut kritische Stimmen lautwerden, dürfte nicht verwundern. Das Bündnis ProFans sagte zu Hopps Interview: „Er hat bis heute nicht verstanden, worum es im Kern der Proteste wirklich ging.“ Hopp ist für viele Ultras zum Symbol geworden, zuerst für die Kommerzialisierung in der Bundesliga und danach für die unverhältnismäßigen Strafen gegen Fans. Doch Hopp zeigt weiterhin Unverständnis: „Mich zum Gesicht für den Kommerz zu machen, ist wirklich nicht nachvollziehbar.“ Selbst wenn der 79-Jährige seine Worte in guter Absicht sagt, die Geste der Versöhnung bei Zuschauern und Fans nicht an. Der Ärger um Hopp ist damit erneut entbrannt und geht in die nächste Runde.