Nike wusste von Salazars Doping-Tests
Der Leichtathletiktrainer Alberto Salazar erhielt eine Sperre von vier Jahren. Chef von Nike, Mark Parker, soll davon gewusst haben. Der Sportartikelhersteller arbeitet mit dem berühmten Coach Salazar in einem Laufprojekt zusammen.

Nike-Chef Mark Parker wusste vom Doping.
Letztere gilt als das größte Talent der deutschen Leichtathletik. Nun wird sie von der Doping-Sperre ihres Trainers bei der WM in Doha eingeholt, der gleichzeitig Chef des Nike Oregon Projekts ist, einem Eliteteam aus Mittel- und Langstreckenläufern, dass den Spitzenläufern aus afrikanischen Ländern die Stirn bieten soll. Klosterhalfen nimmt dort seit vergangenem Herbst teil. Ihr Leistungssprung ist seitdem enorm. Sie stellte sechs deutsche Rekorde auf.
Salazar streitet alles ab
Der ehemalige Marathonläufer Salazar soll laut Behörden verbotene Infusionen angewendet haben und im Besitz von illegalem Testosteron gewesen sein. Zudem soll er damit gehandelt und Daten bei Doping-Kontrollen vertuscht haben. Der Weltverband IAAF teilte gestern mit, dass sie die Akkreditierung des Trainers deaktiviert habe. Salazar selbst bestreitet die Vorwürfe.
Auf der Webseite des Nike Oregon Projekt schreibt er: „Die Vorwürfe sind komplett falsch und das Oregon Projekt erlaubt kein Doping und wird dies auch nie tun.“ Der 61-jährige kündigte an, in die Berufung zu gehen. Ein Sprecher von Nike erklärte, dass das Unternehmen ihn dabei unterstützen werde: „Nike duldet die Anwendung von verbotenen Substanzen nicht“. Allerdings äußerte Läuferin Kara Goucher, dass sie von Salazar gezwungen wurde, das Schilddrüsenhormon Thyroxin einzunehmen, welches nicht auf der Dopingliste stehe. Trainer Steve Magness erklärte zudem, dass Salazar im Besitz von Testosteron gewesen sei.
Nike war stets informiert
Wie das Wall Street Journal berichtet, soll der gesperrte Leichtathletiktrainer Salazar im Jahr 2009 leitende Mitarbeiter von Nike über seine Doping Experimente informiert haben. Das geht angeblich aus mehreren E-Mails hervor, die Salazar unter anderem auch an den Geschäftsführer Mark Parker geschickt habe. Gemeinsam mit dem Arzt Jeffrey Brown, der ebenfalls für vier Jahre gesperrt wurde, soll er auf dem Gelände des Nike-Hauptquartiers in einem Labor verschiedene Tests ausgeführt haben. In diesen Tests versuchten die beiden herauszufinden, ab welcher Konzentration eine Testosteroncreme zu einem positiven Dopingtest führen würde. Nike-Chef Parker soll sowohl über dieses und andere Experimente informiert worden sein und zudem konkrete Nachfragen gestellt haben.
Schon mehrere Jahre Dopingtests
Salazar behauptet, im Interesse seiner Athleten gehandelt und mit den Experimenten Grenzen ausgetestet zu haben. Ziel war es, sich vor Manipulationen schützen zu können. Interessanterweise unterstützte der Leichtathletiktrainer auch den Ex-Radprofi Lance Armstrong bei einer Triathlon Vorbereitung. Armstrong stand da schon unter Dopingverdacht. Salazar arbeitete zu diesem Zeitpunkt schon für Nike. Dort hatte er die intravenöse Nutzung des Stoffs L-Carnitin getestet, die einen Vorteil von zwei bis drei Minuten garantiert. In einer E-Mail schrieb Salazar an Armstrong: „Ruf mich an. Wir haben getestet, und es ist unfassbar.“ In der E-Mail setzte der Leichtathletiktrainer mehrere Nike-Manager in Kopie. Unter anderem auch den ehemaligen Firmenchef Tom Clark. Nikes Wissen, was die Dopingtests angeht, ist also nicht neu. Die aktuellen Ermittlungen werfen ein schlechtes Licht auf den Sportartikelkonzern.
Klosterhalfen soll nichts gewusst haben
Klosterhalfen betont immer wieder, wie professionell es im Oregon Trainingscamp in Portland zugeht. Ihr Berater und ehemaliger Langstreckenläufer Oliver Mintzlaff erklärte vor Kurzem „gar keine Bedenken“ wegen Salazar zu haben: „In den USA sind die Voraussetzungen schon einmalig. Klosterhalfens Management reagierte allerdings „überrascht und auch geschockt“ auf Salazars Sperre. Klosterhalfen muss bei der WM in Doha nun ohne Trainer ins Ziel laufen. Im gestrigen Vorlauf wurde sie Zweite. Das Finale steht am Samstag an. Ob sie wirklich nichts wusste, oder falsch beraten wurde, wird sich zeigen.